Zunächst war ich skeptisch. Nur vereinzelt verirrten sich bisher Besucher*innen in den Mojo Club. Vorwiegend junge, weibliche Fans, die wie von einer Streubüchse in den Raum gesät wirken. Es ist bereits kurz vor acht, doch meine Zweifel bewahrheiten sich nicht. Auf einen Schlag füllt sich der Club auf der Reeperbahn.
Spätestens nach einer Erwärmung angeleitet durch die Berliner Band Portmonee sind Untergeschoss und der halbbogenartige Balkon mit Blick auf die Bühne reichlich besetzt. Ein aufgewühltes Publikum, das im Laufe dieses Donnerstagabends neben hier und da einem Bier, auch einige Schweißperlen vergießen wird.
Zu Gast auf der Bühne ist heut die vierköpfige Band The Hunna.
Auszeichnend für ihre Musik sind schroffe Gitarren, Schlagzeug und eingängige Melodien zu Texten, vorgetragen mit der spannungsgeladenen Stimme Ryan Potter’s. Auch wenn die Gesamtheit der Songs für mich manchmal gleichförmig erscheint, wurde ich von den Live-Auftritten des Quartetts letztes Jahr hingerissen. Dementsprechend hat sich bis zur heutigen Show ein Maß an Vorfreude angestaut. Und das beschränkt sich augenscheinlich nicht allein auf mich.
Von Dezember auf den 25. April verschoben, ist dieses Konzert noch dem zweiten Album Dare gewidmet. Nichtsdestotrotz präsentiert die Band aus Hertfordshire ebenfalls ganz neue Songs wie I Get High To Forget, wobei sie Album drei entgegenblicken und dem Stress mit ihrem damaligen Label den Rücken kehren. Gefühlt lassen sie beim Durchstarten ihre Widersacher in einer Staubwolke zurück.
Aufgewirbelt durch temperamentvolle Bühnenpräsenz, die nur für die Akustikversion von Brother ein Innehalten zulässt.
Ansonsten fliegt für Flicking Your Hair die Haarpracht durch die Luft. Stete Bewegung auf der Bühne färbt dynamisch auf das Publikum ab. Rockig. Und die Texte werden mitgesungen ob bei Tracks der aktuellen Platte oder vom Debüt 100. Bei She’s Casual natürlich am lautesten.
Die Lieder als perfekte Vorlage für einen ausgelassenen Abend. Motivierte Fans. Und wenn Dare, Rock My Way oder Y.D.W.I.W.M. schon als Höhepunkt freigesetzter Energie gelten, gibt es zum Encore den größten Aufschrei. Die Besucher*innen außer Atem, der Frontman dem Shirt entledigt, es ist heiß zwischen den Reihen. Und beim finalen Never Enough lässt sich der Sänger nicht ein, sondern gleich zwei Mal hintereinander rücklings in die unvorbereitete, dann tobende Masse fallen. Was ein Abschluss.
Fotos: Annekatrin Schulz