JETZT BIN ICH FREI

Von der Decke baumeln Glühlampen herab. Durch die verglaste Front scheint es, als ob die kleinen Lichtgefäße durch das Café schweben. Ein filigraner Eindruck, doch nicht ganz Reeperbahn. Es hat zu dämmern begonnen, 20:30 Uhr. Und lockt die Nachtaktiven auf die Straße. Auch in das Mojo Jazz Café.

An vereinzelten Tischen im verwinkelten Raum sitzen die Besucher*innen. Warten, das Wochenende zu den elektrisierenden Klängen FYE & FENNEKs ausklingen zu lassen.

Bevor das Duo jedoch zum Auftakt des Auftritts, der Tour einsetzt, betritt der Hamburger Musiker Deve die Bühne. Deutsche Texte, von gewichtigen Bassmelodien unterlegt. Vier Songs, aus denen ebenfalls seine EP Du.Alles. besteht. Langsam sammeln sich die Leute. Vereinzelt ein Ruf und zögerliches Klatschen, während über den Bühnenhintergrund Lichteffekte, bunte Streifen zucken. Und ein @devemusic für alle Interessierten.

Nach einer kleinen Wartezeit rückt die Gruppe der Mojo Besucher zusammen. Näher an die Bühne. Die Beleuchtung gedimmt. Fennek nimmt seinen Platz ein, hinter der hüfthohen Wand an Geräten, denen er im weiteren Verlauf unterschiedlichste Töne entlocken wird.

Eine spannungsgeladene Melodie strömt aus Lautsprechern, der Anfang von Suicide Blond. Doch wo bleibt Fye? Ein dumpfes Klopfen von der Tür neben der Bühne hat scheinbar niemand wahrgenommen. Verwunderung. Bis dann jemand die, nur von innen zu öffnende Tür, aufdrückt. Zum Vorschein kommt die Sängerin.

„Ich war eingesperrt, kein Scherz.“

Erleichterung bei dem Duo, nun wohlbehalten auf der Bühne. Die bekannte Melodie beginnt erneut den Raum einzunehmen, während Fye das Kabel ihres Mikrophons entwirrt und dann nach dem humorvollen Ausruf „Jetzt bin ich frei!“ zum Gesang ansetzt. Sofort, oder spätestens beim ersten Refrain steckt das Lächeln, das uns von der Bühne entgegenstrahlt, an. Ebenso die Tanzmoves. Und lockere Stimmung.

Songs wie Clouds, Dark Lights oder Distance, aufgelistet auf dem Plattencover des Debütalbums, das heut Abend auch zum Erwerb bereitliegt, dringen ins Ohr der Konzertbesucher. Daneben auch neue Stücke, die Lust auf mehr machen. Mal eine frische Brise und die Erinnerung an heiße Sommertage. Mal rieselt der Sound auf mich herab, gläserne Tropfen oder der runde Klang von glatten Hölzern. Der Gesang lässig, mit Emotionen bepackt, immer voll Ausdruck. Lebendig und kraftvoll im schönen Kontrast zur zurückhaltenden, sanften Stimme Fenneks in einem Duett des Duos.

Magnetisierendes Synthesizer, vibrierende Rhythmen, der Echo eines Herzschlags.

Am Ende des Sonntags gehe ich, einen abwechslungsreichen Auftritt im Hinterkopf, glücklich ins Bett. FYE & FENNEK haben das Mojo Jazz Café mit guter Laune und einem Grund zum Tanzen versorgt. Und mit Liveversionen der Lieblingslieder. Bei der Ankündigung des letzten Songs Picasso Heartbeat höre ich ein freudiges „Yes! Zum Glück spielen sie den Song noch.“ Da muss ich grinsen, mir ist es nicht selten genauso ergangen.

Foto: Simon Hegenberg