KOPFVERDREHER

21 sind dazugekommen. twenty one Platten sozusagen. Seit ich dir meine Sammlung vorgestellt habe, ist ein Jahr vergangen. Zeit für ein Update? Definitiv. Hier also ein Text, ganz meinem musikalischen Zuwachs gewidmet. Jedenfalls der ersten Hälfte davon. Geschichten aus einem verrückten Mehr-Schallplatten-Haushalt. Vielleicht auch ein, zwei unnötige, aber fun facts. Und wie die Scheiben auf dem Drehteller mir den Kopf verdreht haben. Lasst uns beginnen:

Eric Martin

Ein Flohmarktsonntag. Sonnenschein. Augen, die hinter getönten Gläsern der geschwungenen Sonnenbrille Verkaufstische auf interessante Kuriositäten absuchen. Doch anstatt ein neues Schmuck- oder Kleidungsstück zu sichten, bleibt mein Blick an einem sympathisch wirkenden, jungen Mann hängen.

Lässig gegen ein schmiedeeisernes Tor gelehnt. Dichtes, schwarzes Haar. Und meine innere Stimme flüstert mir zu: „den nimmst du dir mit nach Hause“. Gesagt, getan. Für zwei Euro stecke ich den hübschen Fund in meinen Jutebeutel. Wer Eric Martin ist und was für Musik er macht, wusste ich nicht. Entscheidend war hier meine Schwäche für Cover, auf denen jemand herumlungert.

Kaum bin ich zuhause, lasse ich mir den Inhalt der Überraschungstüte auf dem Drehteller präsentieren. Woher kommt mir dieser überaus charakteristische Gesang bekannt vor? Zwei Klicks und Wikipedia. Ich staune nicht schlecht. Eric Martin war also Sänger von Mr. Big. Na, klingelt’s bei To Be With You oder Wild World?

Doch was mich wirklich aus Latschen haut, steht zwei Absätze weiter unten. Kann das sein? Er war ebenfalls Teil des Power Rangers Orchesters. Seine Stimme begleitet demnach den Theme Song des Films Mighty Morphin Power Rangers. Jetzt werden alte Kindheitserinnerungen geweckt. Hast du damals auch Power Rangers geguckt? Ich war immer gelb.

Kraków Loves Adana – Songs After the Blue

Eine Record Release Show in Hamburg. Durchdringender Gesang, der mich seit Tagen nicht mehr losließ. Ein Interview mit der Sängerin des Duos. Und ehe ich mich versah, halte ich das besagte Album schon in den Händen. Nach dem kleinen Konzert und einer Runde Smalltalk.

Ich lüge nicht, wenn ich sage, dass die Songs after the blue auf Platte nochmal viel intensiver wirken, als in einer Spotify Playlist. Dementsprechend glücklich bin ich, den Tonträger nun bei mir zu führen, als ich das Molotow verlasse. Mit der Bahn an meiner Station ankomme. Und extra langsam das Fahrrad nach Hause lenke, da ich ohne Tasche oder Fahrradkorb die Platte irgendwie unter meinem Arm balanciere. Hat sich gelohnt.

Florent Pagny – N’importe Quoi, Je resterai là und B. B. Jerome & The Band Gang – Shock Rock

Eigentlich war ich mit meiner Mutti nach Berlin gefahren, um ein Outfit für den Abiball auszusuchen. Dass wir da in Plattenläden nicht fündig werden, war uns klar. Und egal. Irgendwann Nähe Prenzlauer Berg kommen wir in ein kleines, verkramtes Geschäft. Es riecht nach Räucherstäbchen und überall stapeln sich kleine Holzkisten, darin wiederum Singles. 20 Cent das Stück. Meine Gelegenheit, mir ein, zwei Platten mit besonders ansprechendem Cover nach Hause zu nehmen und mich später über kuriose Musik zu amüsieren.

Ich entschied, da ich meine Französischkenntnisse gern durch Songtexte aufbessere, dass mich Versionen frankophoner Lieder nach Hause begleiten sollen. Einige in dem gequetschten Haufen an Vinyl entdeckt, fiel meine Wahl wieder auf Herumlungerer, die mir von der Hülle entgegenblickten.

Einmal Florent Pagny in seiner Lederjacke. Ich tippe auf französischen Schlager und habe damit nicht unrecht. Doch da er auf der Frontseite als „Die Nr. 1 aus Frankreich“ deklariert wird ist das gute Stück gekauft. Als zweites fallen mir B. B. Jerome & The Bang Gang ins Auge. Shock Rock. A-Seite auf englisch. B auf französisch. Das Lied hat es mir tatsächlich angetan, schwingend hüpfe ich durch die Wohnung. Das Video dazu macht die Sache noch besser. Guck’s dir bitte an. Yeeah. Hey you! Shock! Shock Rock! Na, Ohrwurm?

Arctic Monkeys Tranquility Base Hotel & Casino

Ein Album, das die Gemüter spaltet. Mir jedoch außerordentlich gefällt. Nicht nur das Ambiente, auch die Texte. Verworren beim ersten Hören, bildlich und doch wieder nicht. Weil ich nach den Abiturprüfungen gefühlt jeden zweiten Tag in Berlin verbrachte, fuhr ich auch an dem Tag des Arctic Monkeys Albumkaufs in die Hauptstadt. Zu diesem sogenannten „Pop Up Store“.

Ein kleiner Tisch mit Fanartikeln steht neben irgendeiner Rezeption eines Gebäudes. Was war es genau, Hotel, Einkaufszentrum, Bar? In der Bar kam ich als erstes raus, nachdem ich den falschen Fahrstuhl genommen hatte. Zu blöd, von hier aus sah man nur die Affen des Berliner Zoos. Irgendwie hatte ich mir diese „Pop Up Store“-Sache spektakulärer vorgestellt.

Die Aufmachung der Platte ist zum Glück um einiges ästhetischer als mein Einkaufserlebnis. Goldfarbenes Vinyl in schwarzen Sleeves. Ein Albumheftchen mit Fotos. Und Lyrics, die auf durchscheinendes Butterbrotpapier gedruckt sind. Hui.

Drangsal – Zores

Vom Arctic Monkeys Pop Up Store zur S-Bahn. Vom Zoo zur Friedrichstraße. In den Dussmann. Denn dort gibt Max Gruber eine Akustik Session zum neuen Album Zores. Doch schon als ich das Kulturkaufhaus betrete, ahne ich nichts Gutes. Die Besucher*Innen sind so zahlreich erschienen, dass nicht allen ein Platz vor der Bühne sicher ist. Und wie ich mein Glück kenne, ja genau, bleibe ich vor verschlossener Tür? 

Ganz so war es nicht. Zuschauer*innen, die es aufgrund Platzmangels nicht in die untere Etage zum Ort des Geschehens geschafft hatten, wurden am Treppenabsatz zu Zuhörer*innen. Ohne den Mund vor sich zu haben, dem die süßen Melodien entrinnen, treffen die Töne doch ungefiltert mein Ohr.

Ach, und später traf Drangsal noch all die ausdauernden Fans. Für ein Foto. Und eine Signatur auf dem Plattencover. Dort habe ich auch meine Scheibe ergattert. Dass ein falsch geschriebener Name mit durchkreuztem H darauf prangt, verzeih ich. Wie sowas immer zustande kommt? Ganz einfach:

Ich (extra deutlich): Für Annekatrin, bitte.

Drangsal: Oh, das musst du mir buchstabieren, ich möchte nichts falsch schreiben.

Ich: Ok, kein Problem. Also erstmal Anne, wie Anne- 

Drangsal (der im Eifer des Gefechts schon den gesamten Namen geschrieben hat): -ah, und dann Kathrin, wie Kathrin-

Ich: -aber ohne H

Drangsal (ärgert sich): Ach scheiße.

Tja und dann tat er mir leid, sodass ich nicht noch sagen konnte, dass der Bindestrich ebenfalls inkorrekt ist.

FYE & FENNEK – Separate Together

Diese Platte lag eines schönen Sommertages in meinem Briefkasten. Wie passend, da ich gerade während meiner Social Media Diät dem digitalen Leben zum Teil den Rücken gekehrt hatte. Dementsprechend freue ich mich riesig über Paket und Briefchen, sowie deren Inhalt.

Abends auf meinem Zimmer hockend, setze ich langsam die Nadel auf das hellgrau durchscheinende Vinyl. Und nehme mir Zeit, nicht nur die Musik, sondern auch die äußere Erscheinung wertzuschätzen. Ein glänzendes Gatefold Cover, Außen sowie Innen mit feinsinniger Fotografie bedruckt, die das Duo abbildet. Und ein quadratisches Blatt, das, einem Beipackzettel ähnlich, Worte aneinanderreiht und die Inhalte beschreibt.

Sam Fender – Play God, Greasy Spoon

Ziemlich spontan war ich auf dem Konzert von Sam Fender im April 18. Das ging noch, weil nicht jeder Auftritt gleich ratzfatz ausverkauft war, wie es jetzt der Fall ist. Der Club war gut besucht, jedoch nicht überfüllt. Und mit den ersten Töne wurde ich bereits zum Fender Fan. Dass der Sänger nach seiner Show persönlich beim Merch auftauchte, hat mich ziemlich umgehauen.

Dort gab es unter anderem die sehr ästhetischen weißen Platten als Singles. Einmal Play God und Greasy Spoon auf einer Scheibe, sowie Millenial und Start Again. Oha, wie sollte ich mich da entscheiden? In der Aufregung wählte ich erstere. Ziemlich dämlich. Ich hätte einfach beide nehmen sollen. Denn hübsch signiert macht die ganz schön was her im Regal. 

Ebenso wie die unterschriebene Setlist. Hier diesmal nur „Anne“, das war einfacher. Anscheinend war ich trotz dessen mit meiner Kommunikation nicht ganz deutlich. Da auf einmal neben meinem Namen auch „get well soon“ stand. Doch das einzige, was an diesem Abend sick war, war der Auftritt des englischen Künstlers. Naja, immerhin steht’s nicht auf der Platte.

The Strypes – Spitting Image

Mittlerweile hat sich das irische Quartett aufgelöst. Heißt das, die unterschriebene Platte gewinnt nun an Wert? Wie dem auch sei. Bei ihrer Europatour Anfang letzten Jahres durfte ich einen fetzigen Auftritt in Berlin miterleben. Schweißgebadet und euphorisch geht es zum Merchtisch. Für ein kleines Souvenir.

Letztendlich hielt ich ein T-Shirt in der Hand, als die Bandmitglieder der Reihe nach am Verkaufstresen aufschlugen. Gleich wurden ihnen begeistert Platten und CDs entgegengereckt. Also doch eine Platte. Rein aus Affekt kaufe ich die LP, um diese bisher kaum zu hören (was ich ändern sollte). Und ließ sie mir unterschreiben. Für Video-Footage dazu folge diesem Link, mit etwas Glück erhaschst du vielleicht die Millisekunde, in der ich und meine frisch erworbene Platte zu sehen sind.

Simon & Garfunkel – Greatest Hits

Während der Recherche für einen Vortrag in Geschichte hat meine Mutti diese Platte entstaubt und vom Dachboden geholt. Musik in der DDR war das Thema. Simon und Garfunkel, die allererste Schallplatte meiner Mutti. Und dann noch eine der raren Lizenzplatten.

Zum Glück kannte meine Oma die Verkäuferin des Musikladens, die ihr die Platte verkauft hatte. Vorteilhaft für „Geschäfte unterm Ladentisch“. Das trifft es auch in dem Sinne ziemlich gut, da meine Oma keine Ahnung hatte, wer Simon & Garfunkel waren. Ein Blindkauf. Die Schallplatte war gerade da und wurde dann „einfach mitgenommen“. So wie ich sie dann einfach mal mit in meine Sammlung genommen habe..