ARE YOU GONNA ROCK MY WAY?

Über uns die Diskokugel. Sich solide drehend reflektiert sie das Geschehen im Zentrum der Aufmerksamkeit. Wie ein Mond, unter dem Nachtschwärmer ihr gemeinsames Interesse zelebrieren. Der silberne Glanz des Partygestirns hat glitzernd auf die Wangen der Besucher abgefärbt.

Aufgesucht als Zuflucht vor der winterlichen Kälte in Berlin’s Straßen – das Programm des Lido am 15. Februar 2018 soll aufkeimendes Verlangen nach heißeren, herzerwärmenden Zeiten stillen.

Mit den Auftritten zweier britischer Bands werden weder wiedererweckte Urlaubs-Erinnerungen, noch die glühende Atmosphäre belebter Sommernächte vernachlässigt.

Lax Diamond. Die Exposition dieses ereignisreichen Abends besteht aus einer Konstellation hamburger Indie-Rapper. Initiative ergreifend animiert das Quintett die teilweise skeptischen Zuschauer zu ersten Erwärmungsübungen. Klatschen, „bouncen“, singen zu der Mischung schroff-melodischer Musik. Vielleicht begeistert vom Anblick der pulsierenden Masse im ausverkauften Saal oder dem musikalischen Kick – mit dem Erklimmen eines Bühnenpfeilers sorgt der Sänger der Band für ein spannendes Finale des viertelstündigen Support-Auftritts.

Coasts. Aufgewärmt befinden wir uns mit der zweiten Band mittlerweile am Meer. Im Rhythmus der Wellen.

Verträumt berauscht. Romantisch und zugleich temperamentvoll. Melodien, geküsst von der Sonne und südländischem Flair. Lieder zu denen ich einfach nur die Arme ausstrecken und in der Unbeschwertheit des Moments schwelgen möchte. Ob Oceans, Let Me Love You oder Come On Over.

Ein Blick ins Publikum und mir wird bestätigt, dass sich dieses Gefühl der Euphorie nicht allein auf mich beschränkt. Mit unbefangenen Sommerhymnen sorgt der zweite Programmpunkt des Abends für Faszination. Eingestimmt auf das ersehnte Highlight. 

The Hunna. Vier Boys und eine Bühne.

Und schon der erste Song You & Me beschreibt die Eigenschaft der folgenden Stunde. Wild. Wie die Rosen, die als botanisches Statement bereits bei Lax Diamond aus dem Mikrofonständer zu sprießen scheinen, sich vermehrt auf der Kleidung der Fans ranken und in Form eines Straußes ihren Weg auf die Bühne finden. Zum Sänger, der heut Geburtstag hat. Auch ein Kuchen mit Kerzen, begleitet von einem Publikumsständchen, fehlt nicht. Ganz zur Freude Ryan’s, der sichtlich geschmeichelt grinst. So beginnt eine einzigartige Show.

Geprägt von der heiteren Interaktion zwischen Band und Besucher, rockigen Liebesliedern, Gitarren- und Drum-Intermezzi, die ein wahres Feuer entfachen.

Zwischen Nebel und augelassenen „Ahoo“-Rufen im Call-And-Response-Prinzip. Lässig im Scheinwerferlicht oder ein Handylichtermeer vor sich. Besondere Kleinigkeiten lassen das Set an Songs, die beides können – abgehen und innehalten – glänzen. Die Antwort auf die Frage „Are you gonna rock my way?“ erschließt sich von selbst. Nicht nur bei dem Lied Flickin‘ Your Hair wird der Haarschopf ungehalten durch die Luft geschmissen.

Dare, Piece By Piece, Summer und die heißen Sommertage werden im Konzertsaal greifbar. Freiheit. Sehnsucht. Leidenschaft – Bad For You. Sycamore Tree etwas ruhiger. Für She’s Casual singt jeder noch ein bisschen lauter. Mit fortschreitendem Abend wippen auch die Köpfe der Boyfriends anerkennend im Takt zur Musik einer Band, die ihre Girlfriends kreischen lässt.

Dann Bonfire. Entflammt. Eine Stimmung für ein Konzert.