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Alternativer Titel: 10 Buchempfehlungen für ruhige Lektürestunden. Natürlich alles irgendwo auf die Musik bezogen. Zwischen Roman, Ratgeber und Wissenserweiterung.

1. How Music Works – David Byrne

David Byrne, vielen vielleicht bekannt als Sänger von Talking Heads, hat in die Seiten dieses Buches so ein umfassendes Wissen über Musik fließen lassen, dass ich es direkt zwei Mal lesen musste. Es ist eine Mischung aus Einblicken in seine eigenen Projekte und Gedanken zu Geschichte, Wirkung, Entstehung und Beschaffenheit von Musik. Wer wissen möchte, how music works, findet in diesem Werk die Ansätze für ein angeregtes Nachdenken darüber.

2. Fangirls – Hannah Ewens

Von der Lisztomanie – einer ersten Fanbewegung um den Komponisten Franz Liszt – bis zu den Fans von Lady Gaga, den Little Monsters. Hannah Ewens hält in ihrem Buch fest, was es bedeutet, ein Fangirl zu sein. Mit persönlichen Geschichten von Girls und für „every girl who has ever had an obsession“ sammelt die Autorin Szenen aus verschiedenen Fandoms und beleuchtet die Musikkultur mal nicht mit Blick auf die Künstler*innen, sondern deren Rückgrat – die Fans. 

3. Der Tastenficker / Heute hat die Welt Geburtstag – Flake

Flake ist der Tastenficker, der Keyboarder von Rammstein. In seinem ersten Buch erzählt er über sich, sein Leben, erste Banderfahrungen und Flugangst. Dann folgen in Heute hat die Welt Geburtstag schriftlich festgehaltene Rammstein-Momente. Vielleicht stimmt es und „niemand würde dieses Buch in die Hand nehmen, wenn [er] nicht in dieser Band spielen würde.“ Doch nachdem ich einige unterhaltsame Stunden mit beiden Werken verbracht habe und diese dann an meine Mutter (absolut KEIN Rammstein Fan) weitergab, war auch sie davon begeistert. Das liegt an dem Schreibstil, Humor oder der Verknüpfung und Verzettelung von Erinnerungen aus Flakes Leben. 

4. Clothes, Clothes, Clothes. Music, Music, Music. Boys, Boys, Boys. – Viv Albertine

Viv Albertine, the Slits und die Geschichte einer Frau, die sich ihren Weg in die britische Rockmusik erkämpft. Es geht um Music, Boys und Clothes wie die von Vivienne Westwood. Unbeschönigt und trotzdem mit einer Prise Witz gibt die Autorin einen Einblick in ihr Leben, die Höhen, rauen Tiefen und die Punkszene der Siebziger Jahre. 

5. Wir zwei sind Du und Ich – Diana Raufelder

Ich habe dieses Buch bestimmt schon zehn Mal gelesen. Weil es recht kurz ist. Aber vor allem, weil es ein wahres Wohlfühl-Buch ist, wenn es sowas gibt. Es ist eins der wenigen fiktionalen Geschichten, die noch in meinem Regal stehen, doch die Geschichte von Ri und Ben – einer ganz besonderen Freundschaft wärmt einfach das Herz an kalten Tagen. Die Autorin vereint in ihrer Erzählung Themen wie das Erwachsenwerden, Liebe, Herkunft, Verlust und dem Lampenfieber vorm ersten Bühnenauftritt. Mit einer Hauptfigur, die im Trubel von Berlin am liebsten in Plattenläden rumhängt und Leonard Cohen hört. 

6. Lost and Sound. Berlin, Techno und der EasyJet – Tobias Rapp

Auch dieses Buch findet in Berlin seine Kulisse. Der Titel verrät es schon, es geht um die Clubszene der Hauptstadt, das Nachtleben, die Partytouristen, die Afterhour. Berghain, Billigflieger und Bebauungsplane. DJs, House, Techno, Spreeufer für alle, Tresor, Watergate, Panoramabar. Ich könnte die Liste der Worte, mit denen Tobias Rapp auf dem Einband seinen Buchinhalt beschreibt noch fortführen, aber du konntest dir sicherlich bereits ein Bild machen. 

7. All My Sons – Arthur Miller

Wer sich schonmal gefragt hat wie Bands zu ihrer Namensgebung gekommen sind, weiß, dass sich manchmal die abgefahrensten Geschichten dahinter verbergen. Eine Geschichte, oder besser gesagt ein Drama, ist es im wahrsten Sinne des Wortes auch, das twenty one pilots zu ihrem Namen verhalf. All My Sons spielt im kleinbürgerlichen Umfeld der Familie Keller, die bei einem Treffen nicht nur das Verhältnis von Vater und Sohn, sondern auch Geschäftsethik und persönlicher Moral in Frage stellt und dabei gleichzeitig beantwortet, warum einundzwanzig Piloten sterben mussten. 

8. Das Geschäft mit der Musik – Berthold Seliger

Kritik an der Musikindustrie. Die übt Berthold Seliger in seinem Buch aus. Er beleuchtet dabei verschiedene Bereiche von Tonträger-Industrie, Gema bis zum Sponsoring, auch der Musikjournalismus ist mit von der Partie. Ich bin mir nicht sicher, wie aktuell einzelne Fakten, Zahlen und Ansichten sind, so sieben Jahre nach dem Ersterscheinungstag des Buches. Aber auch heute noch blätterte ich nachträglich ab und an durch die Seiten, um Strukturen und Vorgänge bei Musikveröffentlichungen, Konzertplanungen, Albenbesprechungen zu hinterfragen und zu überdenken. 

9. Chasing Sound – Susan Schmidt Horning

Von der Erfindung des Phonographen bis zur LP, Susan Schmidt Horning schildert in ihrem Buch die „Technology, Culture & the Art of Studio Recording“ mit Augenmerk auf die United States. Tonstudios und ihre Rolle bei der Musikproduktion. Von Momenten der Phonograph Fright, die die Musiker*innen überkam, weil sie es nicht gewohnt waren in Aufnahmegeräte zu singen. Oder die Arbeit von Tonmeister, -techniker, Produzent im Wandel der Zeit und Studioausstattung.

10. Just Kids – Patti Smith

Ein Klassiker. Wer dieses Buch noch nicht gelesen hat, sollte das schleunigst nachholen. Patti Smith beschreibt darin ihre Erinnerung an die Zeit und Freundschaft mit Robert Mapplethorpe. Und das tut sie mit einer gewaltigen Ausdruckskraft, Ehrlichkeit und Poesie, die ergreift. Ich hatte Tränen in den Augen und war gleichzeitig so bewegt, inspiriert von ihrer Leidenschaft für die Kunst, dass ich tagelang nicht schlafen konnte und spontan eine Reise nach London unternahm. Einfach, weil in dieser Geschichte so eine Energie steckt, die auf eine Art und Weise beflügelt. Just Kids ist definitiv eines meiner absoluten Lieblingsbücher.