Am 3. November 2017 hat die Band Klangstof ihre neue EP „Everest“ veröffentlicht. Und da ich mich meist nicht nur mit dem alleinigen Konsum der Musik zufrieden gebe, sondern auch diverse Hintergründe und Informationen über die Songs erfahren möchte, habe ich die einfach selbst bei Sänger Koen in diesem Track-By-Track erfragt:
Everest
Die 1. Single der neuen EP war ein Versuch eurerseits, einen Song im 80er Jahre Stil von A-Ha aufzunehmen. Was hat euch dazu motiviert?
Ich denke, die Produktion ist sehr interessant – die Songs sind immer extrem catchy und sie verwendeten damals diese schrägen Synth-Sounds. Also haben Wannes, der Keyboarder, und ich angefangen, mit diesen typischen Synthesizer-Klängen herumzuexperimentieren und so ist dann Everest entstanden.
Und auch von der lyrischen Seite betrachtet. Ich habe schon immer den Refrain von Take On Me von A-Ha geliebt, weil er nichts bedeutet. Ich wollte einfach auch eine Zeile haben, die genauso seltsam ist wie der Text von Take On Me. Da hatte ich die Idee zu „all I want is Everest“. Es ist zwar kein kompletter Nonsense, aber auch kein korrektes Englisch, was ich amüsant fand.
Ich denke, es ist nicht ganz so achtziger wie ein 80s Song, was heute aber auch fast unmöglich zu realisieren ist. Insgesamt hatten wir einfach Spaß an dem Versuch, in alte Musik einzutauchen. Es ist auch der Song, der uns die meiste Freude beim Aufnehmen bereitet hat, weil wir uns geöffnet und Dinge probiert haben, die wir so mit Klangstof noch nicht machen durften.
Resume
Mir ist aufgefallen, dass dieser Song bereits auf eurem Album „Close Eyes To Exit“ als Bonus-Track erschienen ist. Warum habt ihr euch dazu entschieden, ihn auch noch mit auf die EP zu nehmen?
Wir haben letztes Jahr am 9. September unser Album veröffentlicht und der Termin für den Release in Deutschland wurde für zwei Monate aufgeschoben. Deshalb hat das Label gefragt, ob wir nicht einen Bonus-Track für Deutschland machen könnten – und Resume wurde dann dieser Bonus-Track.
Also hatten nur die Leute in Deutschland diese Version des Songs bereits gehört und sonst eigentlich niemand. Aufgrund dessen entschieden wir, den Track der EP hinzuzufügen. Wir mögen den Vibe davon und es war auch die erste Sache, an der wir zusammen als Band geschrieben haben. Im Gegensatz zu dem ersten Album, das ich quasi als Solo-Künstler geschrieben habe.
Names
Das meiste der vier Songs habt ihr geschrieben, während ihr mit den Flaming Lips und Miike Snow auf Tour wart, wo ihr keinen Zugang zu euren Instrumenten hattet. Wie habt ihr trotz dessen den Prozess des Songschreibens gemeistert?
Wir haben nach Aufnahmen geguckt, die wir bei Proben zuhause aufgezeichnet hatten und daraus den Song zusammengebaut. Ich habe einige der Takes dann schneller oder langsamer gemacht, so dass aus den Probenmitschnitten eine Art Instrument wurde. So haben wir auch andere Songs angefertigt – indem wir bereits vorhandene Aufnahmen versucht haben zu schneiden und zu bearbeiten, bis es wie ein richtiges Instrument klang.
Eine witzige Sache bei Names war auch noch, dass wir unsere Mikrofone irgendwo verloren hatten. Dadurch musste ich die Vocals dann mit meinem Macbook aufnehmen. Also ist ein Großteil des Gesangs so entstanden, dass ich in mein Macbook sang, während wir herumfuhren. Besonders dieser Song ist wohl der „most Van-sounding“ Song der EP.
Insgesamt ist es natürlich viel einfacher, Musik zu schreiben, wenn man im Studio ist. Aber wir wurden auch kreativer, weil wir viel mehr überlegen mussten, um Lösungen zu finden, da wir ja nur begrenzte Möglichkeiten hatten.
The Lows Will Keep You High Enough
Obwohl ich jedes einzelne der vier Lieder von der EP mag, ist dieser wohl mein Lieblingssong. Immer wenn ich ihn mir nach einem stressigen Tag anhöre, hat er eine beruhigende Wirkung und fühlt sich wie nach Hause kommen an. Was assoziierst du persönlich mit dem Song?
Ich schätze es ist auch mein Lieblingssong von der EP, darin können wir uns schon mal einig sein. Es ist einer dieser Songs, an dem man nicht so hart arbeiten muss. Man startet einfach seinen Computer, öffnet das Programm und es passiert alles automatisch. Ich hatte nur ein paar Akkorde und diese Zeile für den Gesang.
Ich wollte diesen zusammengebauten Sound erreichen, den wir beim ersten Album hatten. Nur diesmal mit elektronischen Instrumenten. Und wir dachten, es wäre cool, eine Art Drop am Ende dieses Zusammengebauten zu haben, nach dem etwas komplett anderes kommt. Es war wirklich toll an dem Song zu arbeiten und immer, wenn ich ihn mir jetzt anhöre, werde ich davon beruhigt.
Er hat eine entspannte Atmosphäre und ist nicht aggressiv, einfach nur träumerisch und schön, was ich an Musik immer mag. Also wenn ich mich gestresst fühle, ist das auch der Klangstof Song, zu dem ich greifen würde. Es gibt keine catchy Hooks oder irgendetwas, dass die Aufmerksamkeit auf sich lenkt. Es ist einfach so, wie einen Wasserfall zu beobachten.