DEMOITIS

demo-itis. Durch die Nachsilbe -itis klingt es wie eine Krankheit. Infiziert mit einem Hang zur Demoversion des eigenen Songs, der es schwer macht, die finale, sauber aufgenommene Endversion zu akzeptieren. So lange wurde an dem Rohling gefeilt, man hat ihn in den Armen gehalten und gewiegt bis die Augen zufielen und nun soll man ihn wieder abgeben, um nach Monaten die Schuhe überzustreifen? Ein Phänomen, das die Liebe zum Unperfekten, Heimischen, zu Feinheiten oder kleinen Macken bezeichnet.

demoitis. Ben Gregory, Sänger der Band Blaenavon, sieht die Urversionen seiner Songs als Zeuge der Möglichkeiten, die wir in der heutigen Zeit für die Kreation eines gesamten Albums im eigenen Wohnzimmer haben. Er nutzt sie „to show what can be created with so few tools in the modern age.“ Hier bekommt das Songwriting eine eigene Stimme, die lauter ist als eine ausgefeilte Produktion. 

demoitis ist bereits das zweite Blaenavon Album, das im Jahr 2019 veröffentlich wurde. Nach Everything That Makes You Happy. Die Sammlung an Demoversionen teilt nicht nur in Hinsicht auf das Erscheinungsdatum eine besondere Nähe zu ihrem Vorgänger, auch inhaltlich ist es begleitend. Es vertont die Zeit nach einem mental breakdown, die Erholungsphase und das Kraft Schöpfen. Wohingegen Everything That Makes You Happy mit „angsty ballads about a young man fearing he’s on the edge of sanity“ gefüllt ist. 

Es ist auch kein Zufall, dass demoitis ohne Ankündigung am ersten Weihnachtsfeiertag auf, und das ausschließlich, den Musikstreaming-Plattformen erscheint. In der dunklen Jahreszeit, in der neben Festivität und Lichterglanz auch Schatten über den Gedanken liegen, soll dieses Album Trost spenden. Es erwärmt das Herz und ist ein Freund, der sich nahbar und verletzlich zeigt. Der dich erst zaghaft, dann in eine feste Umarmung schließt. Und dir mit dem letzten Track whatever ü wanna B einen Rat gibt, den Weg einzuschlagen, der dich glücklich macht. 

„The album ends with an ode to my future child and the wish to ensure they pursue the things that make them happy in their lives: for me it’s music. enjoy“

Quelle: Far Out Magazin