DAS ALBUM IST DER CHEF

„Es ging immer darum, Songs zu schreiben. Und am Ende hörst du dir das an, das Portfolio an Tracks. Und wirst dir bewusst, dass jetzt das Album der Chef sein muss.“ 

Das Album in seiner Vielfältigkeit. Aufgehangen an einem Faden, der Distanzen überbrückt und daran erinnert, wo Zuhause ist. Das Album Separate Together. Debüt des Künstlerduos FYE & FENNEK.

Aus einem Prozess des Schaffens, einer gleichen Grundeinstellung und der Reflexion im Nachhinein ging am 27. Juli diesen Jahres ein Werk hervor, das nun die Hörer auf eine Reise mitnimmt, die FYE & FENNEK schon angetreten sind. Intuitiv aus eigenen Erfahrungen und Emotionen, getreu dem Motto „wir machen einfach“, entstanden Melodien. Und in Synthese mit metaphorischen Texten dann die Songs.

„Diese Grundideen, die Skizzen der meisten Tracks sind einfach im Zug entstanden“, erklärt Jan, der die Instrumentalbegleitung für die Songs beisteuert. 

„So habe ich auch ‚Miles Davis‘ im Zug vorbereitet. Ich kam von einer sehr harten Woche zurück und habe all diese Emotionen dort eingebaut. Mich darin ausgelebt, in diesen Sounds. Faye hat es dann gehört und kam ins Studio: ‚Ich habe da was vorbereitet!‘

Sie hatte zu dem Zeitpunkt nur die Handyaufnahme gehört, die ich ihr aus dem Zug geschickt hatte und meinte direkt: ‚Du kannst es jetzt entweder scheiße finden oder gut.‘ Sie hat sich ans Mikrofon gestellt und die Hook von Miles Davis gesungen. Diese Aufnahme ist jetzt auch auf dem Album.“

Doch es sind nicht allein die bereits geschehenen Ereignisse, die Einfluss auf den Verlauf des Songwritings haben. Auch die Offenheit, Augenblicke während des Schreibens einzubeziehen und mit Text sowie den Sounds zu experimentieren, ermöglichen erst,

dass „Separate Together überhaupt als Ganzes funktioniert“ und „nicht nur ein reines Abarbeiten von irgendwelchen Themen und Momenten ist.“

Dass sich die Songs dabei inhaltlich an Sehnsucht, Distanz und Intimität orientieren, wurde ebenfalls erst rückblickend richtig klar. Und das obwohl dies wiederum kein Zufall gewesen war. „Das ist generell der Leitfaden, der sich in unserem gesamten Schaffen durchzieht. Daher hört man das auch in den Tracks.“ 

So ließen sich Jan und Faye von dem Gefühl tragen, der gemeinsamen Einstellung, „dass man das Negative erkennt, aber trotzdem das Positive anstrebt.“

Der Titel zum Album kam erst viel später. Vorher musste das Material gesichtet werden. Instrumentierung und Gesang aufgenommen in einem Studio, das nicht besser zum Hauptthema des Werkes hätte passen können. „Das Studio hatte immer die Tür offen für  viele Leute, die bei uns im Label arbeiten. Die immer mal wieder hereinkamen und reingehört haben. Auch das war Teil des Albums. Dieses Zusammensein.“ 

Und letztlich war die Auswahl der Teile, die am Ende das Ganze formen, auch dank Hilfe des Teams, „nur noch die Frage nach der Emotion, des Klangs.“

Wenn mancher Favorit unter den Songs weichen musste, so geschah dies immer im Sinne des Albums. Es entschied die Tatsache, wie eindeutig die Tracks miteinander harmonierten. Für einen guten Fluss sorgten. Und im Hinterkopf bleibt: „Da gibt es ja noch die anderen Songs, die auch ihren Platz haben. Und wir spielen die auch live oder hauen noch eine Single davon raus.“

Und jetzt ist es so weit. Separate Together. Zwölf Titel, ein Anfang, eine Visitenkarte. Und die Erfüllung der eigenen Ansprüche, „den Leuten etwas zu geben, das nicht gewissen Strukturen, die es schon gibt oder dem Zahn der Zeit entspricht. Für mich war es wirklich sehr wichtig, eine Emotionalität durch Töne zu erzeugen“ (Jan). Die Erleichterung und Zufriedenheit. Die Möglichkeit, „das Album direkt den Leuten mitzugeben, wenn es jemandem gefallen hat.“

Für FYE & FENNEK steht jedoch fest, dass die Vorhaben und Arbeiten zum Album nicht mit dem Release eingestellt werden. Gerade als Newcomer „sind es noch tausend Steps, die man gehen muss.“ 

Ob eigene Tour, Festivalauftritte oder Promoarbeiten. „Das ist jetzt erst der Start. Wir wollen einfach ein paar Leute erreichen und umso mehr es sind, desto schöner. Für das erste Album ist es genau das, was wir machen wollten. Wir haben uns viel ausprobiert und viel experimentiert. Jetzt schreiben wir schon an nächsten Tracks, um im Frühjahr vielleicht eine Deluxeversion rauszubringen.“

Die Getrenntheit im örtlichen Raum, aber im Kopf die gleichen Gedanken. Das, was der Titel ihres Debütalbums beschreibt, verbindet nun die Hörer dessen. Wo verschiedene Menschen, verschiedene Situationen und vielleicht auch ein unterschiedliches Verständnis der Lieder eins wird. FYE & FENNEK sorgen für die Musik. Und die Musik sorgt für einen Moment der Gemeinsamkeit.

„Ich habe das Album zu keiner Sekunde hinterfragt, weder davor noch jetzt. Und ich würde es auch nie tun“ (Faye).

Dieser Text ist auf Grundlage eines Interviews mit FYE & FENNEK im August 2018 in Berlin entstanden. Foto: Simon Hegenberg