BLAENAVON

Die Dämmerung setzt ein. Doch auch am sonnigsten Tag tauchen dichte Baumkronen den Wald in Schatten. Geheimnisvoll. Und gleichzeitig vertraut, wie sich das kühle Moos unter den nackten Füßen anfühlt. Dunstschleier zeichnen die Umgebung weich. Es ist ruhig, nur der Herzschlag der Bäume. Knistern, wenn feine Äste unter meinen Sohlen entzweien. Die Luft riecht nach Regen.

Ich streife durch die Tiefen des Waldes. Dünner Stoff streicht die Bäume. Blätter flüstern leise im Wind. Hier im Dunkeln liegt die Angst. Aber auch der Frieden. Wilde Blaubeeren ranken über den Boden. Sie schmecken süß und ehrlich, zergehen auf der Zunge. Um mich herum ist alles vergessen. Farn kitzelt an den Knöcheln und unter der Hand die raue Rinde. Robust und gleichwohl zerbrechlich. Alles atmet.

Unter den Birken ist ein kleines Waldbett. Ich lege mich ins Moos. Waldgeister singen mit zarten Stimmen. Sie weinen. Tränen fallen auf den gewebten Stoff meines Kleids, kleine Tröpfchen hängen an Spinnennetzen. Und glitzern. Mit geschlossenen Augen lausche ich dem Zittern. Dem aufbauschenden Wind. Und der Erleichterung. Die Sonne glüht nur noch dicht über dem Boden. Faszination hindert mich am Heimweg. Es ist schon spät. Ich sollte gehen.

Leise tippt mir eine Melodie auf die Schulter. Nimmt mich bei der Hand. Ihre Finger sind kalt, doch das Lächeln ist warm. Ein leichtfüßiger Tanz über den unebenen Boden. Sorgen wiegen sich mit den Blättern im Wind. Die Luft ist rein. Klare Stimmen schweben im Nebeln. Und wir drehen ausgelassen Pirouetten.