alte liebe rostet nicht im juni

Die Hälfte vom Jahr ist rum. Ich war auf meinen ersten Festivals für diesen Sommer, habe eine alte Bandliebe neu entflammt und im Auftrag meiner Metal Discovery nicht nur das Full Force aufgesucht, sondern auch eine musikthematische Ausstellung in den nordischen Botschaften.

Der Harte Norden

Lass uns direkt mit der aufregendsten News beginnen und einer Ausstellung für Extreme Metal der skandinavischen Länder. Bis zum 29. September ist in den Veranstaltungsräumen der nordischen Botschaft eine kuratierte Sammlung an Bühnen- / Fotoshoot- Requisiten, Zines, Tapes, Bandshirts, Cover-Artwork-Malerei zu finden. Aufgearbeitet mit Hintergrundwissen zur Entstehung und Bedeutung der Death und Black Metal Szene, sowie einigen Musikbeispielen in ausgewählten Playlisten gibt diese Ausstellung einen großartigen ersten Einblick und musikalisch-informativen Zugang ins Genre (für non-Metalheads wie mich). Aber auch aus einer Fanperspektive kann ich sagen, dass die präsentierten Stücke sicher für Euphorie unter eingesessenen Hörer*innen sorgt. Zur Eröffnung ist sogar eine Band dort auf der Terasse aufgetreten, das war wild! Und eine gute Einstimmung auf das Metal Festival und full on den ganzen Tag heavy Musik. Aber das war ja erst gegen Monatsende, vorher passierte noch dies:

Konzerte

Der Juni fing direkt verrückt an, als ich für das Greyscale Festival nach München gereist bin. Und ich sage gereist mit Intention – denn diese Zugfahrt in die bayerische Landeshauptstadt dauerte mehr als zehn Stunden. Dem sei Dank ist meine meist gehörteste Artist auf Spotify diesen Monat Bibi Blocksberg – gut durchschlafen konnte ich bei den Hörspielen trotzdem nicht. Und bin semi gut vom Freitag in den Samstag gerutscht. Darauf folgte dann ein Nickerchen im englischen Garten und ich habe Molchat Doma beim Soundcheck belauscht. Ja, richtig – Molchat Doma!!! Fast exakt ein Jahr ist mein letzter Konzertbesuch in Amsterdam nun her und ich sehe das Trio auf der großen Bühne in der Muffathalle wieder. Natürlich spielten an diesem Tag noch einige andere großartige Acts, aber die Freudentränen waren bei dem Minsker Trio doch am größten. Du wirst es kaum glauben, aber sie haben auch neue Songs gespielt! Ich werde wie auf heißen Kohlen sitzen, bis die veröffentlicht sind. Die neuen Stücke haben sich nahtlos in das alte Set eingefügt und gleichzeitig einen ganz anderen Vibe ausgestrahlt. Die Band hat gestrahlt. Und ich möchte sagen, das Auftreten war etwas kecker als gewohnt. And I am here for it.

Tipp: ein Nap im Park ist sehr viel komfortabler mit einem Nackenkissen

Wer jetzt vermuten mag, dass das mein liebster Livemusik-Moment aus dem Monat Juni war, hat sich jedoch geirrt. Es gab abgesehen vom Greyscale noch zwei Konzerte, die ich nachhaltig aus meinen 10 Besuchen hervorheben möchte. Einerseits ist das die Album Release Show von der Berliner Band Prismala. Die Musik der Jungs begleitet den Blog schon seit Anbeginn seiner Zeit und zwischen ihrem wunderbaren Konzert im Renaissance Theater (am 17.06.23) und dem ersten Auftritt, den ich sah, liegen ganze sechs Jahre. Dementsprechend wurde ich emotional vom Hocker gerissen, die Band auf der wunderschön beleuchteten Bühne in dem stilvollen Ambiente spielen zu sehen. Und das ist nicht alles, warum dieser Abend in die Top 5 des Jahres eingehen wird. Es war die Liebe zum Detail, die farblich abgestimmten und eigens für die Musiker geschneiderten Anzüge. Zwischen unzähligen Gäste auf der Bühne, die eine virtuose Streich- und Bläsersektion gebildet haben, eine Pianistin, ein Sängerin und Tänzerin untermalen jeweils einen Song mit ihren Talenten. Plus der Support von MOREA war unglaublich schön. Das war das herzlichste Konzert, was ich jemals erlebt habe. Toll!!!

Und als zweites hat mich Discovery Zone mit ihrem Auftritt im Planetarium wortwörtlich in eine andere Galaxie befördert. Die Künstlerin, die nicht nur zauberhaft sphärische Musik produziert, sondern auch mit coolen Videoeffekten und Visuals auf der Bühne steht, hat am 27.06.23 eine Weltpremiere ihrer Musik in 3D-Audio und mit in die Kuppel des Planetariums projizierten 3D-Visuals präsentiert. Out of this world! Ich habe mich gefühlt, als säße ich in einem Raumschiff, dass das Weltall und Sci-Fi Städte, Moleküle bis ins kleine Detail erkundet. Während Discovery Zone mit ihrem Drehstuhl von einem Pulk mit elektronischen Klanggeräten zum nächsten kreist und Regler und Knöpfe bewegt, entsteht ein wunderbarer Soundtrack für die gezeigten Bilder. Eine Stunde verging wie ein Fingerschnipp.

Musik Musik Musik

Im letzten Rückblick habe ich von einer Wiederentdeckung der Death Grips berichtet. Im Juni hat mich dagegen das Indiefieber wieder vollkommen infiziert. Sundara Karma haben eine neue Single auf Instagram angekündigt und ich war direkt Feuer und Flamme. Diese britische Band war mein ein und alles in den early Teens. Sie war mein allererster Fashioneinfluss, der meine persönliche Stilsuche (bis heute) prägt(e). Der Song „She Said“ und das dazugehörige Video waren der Grund, dass ich mir entgegen aller Kleinstadt-Konformitäten die Haare ganz abgeschnitten habe. Egal, ob es mir gut oder schlecht ging, ich habe dazu Sundara Karma gehört. Kein Wunder, dass diese Wiederentdeckung zu einem richtigen nostalgic Indie times throwback geführt hat (und die Gruppe diesmal alle Plätze von 1 bis 5 in meinen meist gehörten Songs des Monats einnehmen). Der neue Release ist übrigens ebenfalls ein absoluter Indie-Banger!! Nach einem kleinen Ausflug in die mehr elektronische Hyperrock-Richtung mit der Oblivion! EP war ich kurz unsicher, was ich nach der Single-Ankündigung erwarten kann. Aber jetzt freue ich mich umso mehr und natürlich fingers crossed, dass sie ihre kommende UK-Tour bald ausweiten für einen Besuch in Berlin.

Ich sage an dieser Stelle – alte Liebe rostet nicht, wie man im Falle von Prismala und Sundara Karma sehen kann. Das war’s erstmal, bis zum nächsten Monat! Tschaui

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