das full force festival 23

Wer meinen vorangehenden Blogeintrag gelesen hat, ist schon darüber informiert, dass ich gerade „meinen musikalischen Horizont um all things metal erweitern“ möchte. Was passt da besser, als sich direkt einen Tag lang die volle Dröhnung bei einem Metalfestival zu geben? Und zwar nicht nur irgendeinem Festival, sondern das auf dem „most metal place on earth“ (laut Parkway Drive Sänger Winston McCaal). Zwischen Schaufelrädern und Baggern für Braunkohleabbau werden sich vom 23. bis 25. Juni 2023 die Fans der „harten“ Musik im Ferropolis tummeln. Oder gegenseitig durch die Staubwolken schubsen.

Um einen besseren Zugang zu dem von mir bisher rar explorierten Genre-Cluster zu bekommen, suche ich für meinen Festivalbesuch zuerst nach Bands mit FLINTA*-Anteil. Dies führte vor allem am Samstag mit 2 von 26 Acts zu einem eher ernüchterndem Fund (Freitag=6/25, Sonntag=7/26). Die coolsten oder meine liebsten Gruppen aus dem diesjährigen Line-Up möchte ich euch nicht vorenthalten:

Nova Twins: seit zwei Jahren ist dieses Powerduo bei mir auf Speed Dial, wenn ich einen Selbstbewusstseins-/Motivations-/I’m badass-Push brauche oder die Stimmung Rückspiegel einzutreten in fragwürdige Tanzchoreos umlenke. Die Musikerinnen aus London setzen ihren Songs nicht nur eine Menge unterschiedlicher Musikeinflüsse bei, sondern ebenfalls furchtlose Energie, die den Gremminer See erschüttern lassen werden (ich habe sie noch nie live gesehen, aber so stelle ich mir das schon vor).

Konvent: eine Band aus Kopenhagen, die nicht vor extremem Metal zurückscheuen, sondern sich mit beiden Beinen aufs Nagelbrett stellen und den heaviesten, furchteinflößendsten Klang kreieren, der je in meinen Playlisten residierte. Death Doom Metal wird es im Internet genannt und ich werde es unwissend so übernehmen, da Tod und Untergang schon passende Merkmale für diese Musik zu sein scheinen.

Zulu: diese Gruppe hat dieses Jahr ihr Debütalbum veröffentlicht und ist vor dem Full Force Festival für einen Support Gig im berliner Hole44 Club zu Besuch (wer dem Hardcore erstmal nur in kleiner Dosis entgegentreten möchte, sollte sich dieses Konzert am 22. Juni nicht entgehen lassen).

Bands und Artists, die ich bereits seit Längerem gern höre und empfehle: Wargasm, Mimi Barks, Vukovi, Spiritbox.

Bands und Artists, die ich freudig zum ersten Mal entdecken werde: Heriot, Svalbard, Jinjer.

So viel zu der Musik auf diesem Festival. Doch ich begebe mich natürlich nicht nur wegen der guten Beschallung nach Gräfenhainichen. Ich werde auch noch weitere Faktoren der Szene untersuchen, um mich alsbald ganz geschickt in diese Gruppe Metalheads einzufügen. Meine Forschungsfragen:

  1. Headbangt man im Takt auf 1 & 3 oder auf 2 & 4 oder die ganze Zeit?
  2. Wie übersteht man ein Festival bei 26 Schattengrad im schwarzen T-Shirt?
  3. Wenn in Songs gegrowlt oder gescreamt wird – muss dann der Songtitel bei Ansagen auch dementsprechend vorgegrowlt werden?
  4. Wie viel kulturelles Kapital benötigt man, um als authentische*r Szene-Anhänger*in zu gelten?
  5. Welche Unterschiede gibt es bei der Szene-Verkörperung von alteingesessenen Metalheads zur neuen Generation?

Hier noch meine Warm-Up Playlist für das Full Force Festival mit allen FLINTA*-anteiligen Acts: