wie ich aus versehen konzertkarten für molchat doma in italien gekauft habe

Vielleicht war es auch nicht ganz aus Versehen, aber gut darüber nachgedacht habe ich nicht. Ich textete gerade mit einer mir unbekannten Person aus dem Internet über unsere sogenannten Lieblingsbands. Da fiel mir ein, dass das letzte Konzert von Molchat Doma schon einige Zeit her war. Irgendwann im Sommer letzten Jahres in Amsterdam, wo ich in einer spontanen Aktion einfach hingefahren bin – ohne Konzertticket zu einem ausverkauften Club in einer ruhigen Seitenstraße der Innenstadt. Irgendwie stand ich dann doch wieder in der ersten Reihe, klaute mir am Ende des Auftritts die Setlist und weinte vor Freude, als das weißrussische Trio mir den Zettel mitten in einer lauen Sommernacht mit meinem Kreuzworträtselheft als Unterlage unterschrieben hat. большое спасибо.

Naja wie dem auch sei. Dieser Trip ist schon eine Weile her und der Gedanke, dass ich die Band in diesem Jahr nicht live sehen werde, löst ein Unbehagen aus. Obwohl ich weiß, dass sie sich wohl die gesamte erste Hälfte 2023 in Amerika auf einer großen Tour tummeln, klicke ich in den Terminkalender auf der Website. So gern ich auch würde, für einen Tourlaub in Übersee habe ich doch nicht das Budget. Aber was ist das – es gibt einen Auftritt in Deutschland? In München? tf, was machen sie denn dort. Als Teil des Gray Scale Festivals im Muffatwerk spielen Molchat Doma neben anderen Acts wie Lebanon Hanover, Selofan oder Rue Oberkampf. Keine Frage, dass ich mir da sofort ein Ticket kaufe!

Ein Frage stellte sich mir erst bei der Betrachtung der An- und Rückreise aus Berlin und die damit verbundenen Kosten. München ist ja nicht um die Ecke. Und eh ich mich versehe, habe ich auf einmal zwei weitere Tickets gekauft: Konzerte in Bologna und Milano. Denn ich mein‘, wenn ich schonmal die Beine in die Hand nehme und bis in den tiefsten Süden Deutschlands vordringe – wieso nicht gleich bis nach Italien weiterfahren und zwei weitere Auftritte der Lieblingsband mitnehmen? Die quasi direkt im Anschluss an den ersten Samstag im Juni in bella italia stattfinden.

Nun muss ich erstmal Urlaub einreichen. Achso und die Frage des Transports zu den einzelnen Spielstätten ist auch nicht simpler geworden, indem ich zwei weitere Orte der Agenda hinzugefügt habe. Doch ich muss schon sagen, wo ich mir jetzt beim Schreiben dieses Texts das letzte Album „Monument“ anhöre, bin ich sehr sehr sehr vorfreudig und froh über diesen Ausflug. Mittlerweile stehen die ganzen Bus- und Bahnfahrten zwischen Bologna, der Stadt der Bolognese oder viel mehr der Tortellini (Notiz an mich selbst, dass ich dort eine Portion Original essen muss) und Milano Mailand, und halt München – nicht in dieser Reihenfolge. Bevor ich mich entschieden habe, den Rückweg nach Berlin zu fliegen. Erst einige Tage später, nachdem die ganzen Buchungen mein E-Mail Postfach fluteten, fällt mir ein, dass ich noch Unterkünfte brauche. Nach meiner Englandtour vor einigen Jahren bin ich von der günstigen Hostelvariante etwas abgeschreckt, also Tendenz eher zum B&B. Das bedeutet in nächster Zeit gibt es nur Nudeln mit Brot auf dem Speiseplan.. Und jetzt denke ich wieder, eigentlich hätte ich den Aufenthalt direkt noch ausweiten müssen und nochmal ans Meer fahren sollen. Richtiger Urlaub eben, wenn ich schon eine ganze Woche eingereicht habe. Aber es schreibt leider niemand in meiner Abwesenheit an meiner Bachelorarbeit weiter und das ist ein Problem.

So kommt es also, dass ich plötzlich innerhalb weniger Stunden mit tausend offenen Tabs in meinem kleinen Handydisplay eine ganze Reise ungeplant gebucht habe, bevor ich zu dem Fenster mit dem Chat der unbekannten Person zurückkehre und ihr antworte: Kennst du Molchat Doma?